In Italien gibt es mittlerweile eine Gefängnisstrafe, wenn man Haustiere einfach so aussetzt.
In Italien gibt es mittlerweile eine Gefängnisstrafe, wenn man Haustiere einfach aussetzt. Der italienische Staat reagiert damit auf ein leidvolles Problem, das seit Jahrzehnten in den Sommermonaten dramatische Ausmaße annimmt – und bisher kaum wirksam bekämpft werden konnte.
Ein trauriger Sommertrend: Haustiere als Wegwerfobjekte
Rund 15 Millionen Katzen und Hunde leben derzeit in italienischen Haushalten. Doch jedes Jahr, vor allem in der Ferienzeit, verlieren über 100.000 Tiere ihr Zuhause – manche Tierschützer sprechen sogar von einer deutlich höheren Dunkelziffer. Besonders tragisch: Viele dieser Tiere wurden jahrelang als Familienmitglied behandelt, nur um dann auf Parkplätzen, Autobahnraststätten, in Wäldern oder sogar mitten in Städten einfach „entsorgt“ zu werden.
Der Grund ist oft derselbe: Der geplante Sommerurlaub. Haustiere gelten für viele als unpraktisch oder hinderlich, wenn es darum geht, stressfrei zu verreisen. Tierpensionen werden gescheut, und statt sich frühzeitig um Betreuung zu kümmern, treffen manche Menschen die grausamste aller Entscheidungen: das Aussetzen.
Das Leid der ausgesetzten Tiere
Die Folgen für die Tiere sind dramatisch:
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Viele werden überfahren, besonders entlang stark befahrener Straßen und Autobahnen.
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Andere verhungern oder verdursten qualvoll, unfähig, sich selbst zu versorgen oder an Wasser zu gelangen.
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Einige Tiere geraten in die Hände von Kriminellen und enden in illegalen Hundekämpfen, wo sie missbraucht, verletzt oder getötet werden.
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Besonders junge, alte oder kranke Tiere haben kaum eine Überlebenschance.
Nicht nur das Tier leidet – auch die Allgemeinheit ist betroffen: Verwilderte Haustiere führen zu Unfällen, greifen Menschen oder andere Tiere an oder verursachen Schäden in Wohngebieten. Zudem sind Tierheime hoffnungslos überfüllt und überlastet.
Ein starkes Signal: Gefängnis und hohe Geldstrafen
Um diesem Verhalten endlich entschieden entgegenzutreten, hat der italienische Gesetzgeber nun drastische Maßnahmen ergriffen. Wer künftig ein Tier aussetzt, muss mit harten Konsequenzen rechnen:
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Geldstrafen bis zu 100.000 Euro
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Bis zu ein Jahr Freiheitsentzug
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Bei Beteiligung an Tierquälerei oder illegalen Hundekämpfen: bis zu vier Jahre Gefängnis
Dieses Gesetz wurde einstimmig von den politischen Gremien verabschiedet – ein äußerst seltenes Zeichen der Einigkeit und ein klares Bekenntnis zum Tierschutz. In Italien gilt dieses Gesetz bereits jetzt als „historische Wende“ in der Beziehung zwischen Mensch und Tier.
Ein europäischer Impuls?
Tierschutzorganisationen und Aktivistinnen in ganz Europa begrüßen den italienischen Vorstoß. Viele fordern, dass ähnliche Gesetze auch in anderen Ländern eingeführt werden sollen – darunter auch Deutschland, Österreich und Frankreich, wo Tieraussetzungen ebenfalls ein wiederkehrendes Problem darstellen.
Während das deutsche Tierschutzgesetz das Aussetzen ebenfalls unter Strafe stellt (§3 Tierschutzgesetz), fällt das Strafmaß hier in der Regel deutlich milder aus. Tierquälerei wird zwar verfolgt, doch Freiheitsstrafen werden nur selten verhängt, oft drohen nur Geldbußen. Kritiker fordern deshalb eine europaweite Vereinheitlichung und Verschärfung des Strafmaßes – sowohl als Abschreckung als auch als Ausdruck eines modernen Tierethik-Verständnisses.
Was jeder Einzelne tun kann
Neben gesetzlichen Regelungen ist vor allem auch gesellschaftliches Umdenken notwendig. Tiere sind keine Wegwerfartikel. Sie sind Lebewesen mit Gefühlen, Bedürfnissen und einer tiefen Bindung zu ihren Menschen. Wer sich für ein Tier entscheidet, übernimmt Verantwortung – nicht nur für gute Zeiten, sondern auch dann, wenn es unbequem wird.
Folgende Schritte können helfen, das Problem langfristig zu reduzieren:
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Rechtzeitige Urlaubsplanung mit Tierbetreuung (z. B. durch Freunde, Tiersitter oder Tierpensionen)
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Adoption statt Spontankäufe – und nur, wenn ein echtes, langfristiges Interesse besteht
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Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für die Verantwortung gegenüber Tieren
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Unterstützung lokaler Tierheime und Tierschutzorganisationen
Fazit: Ein Meilenstein im Tierschutz
Mit der Einführung harter Strafen gegen Tieraussetzung und -misshandlung sendet Italien ein starkes Zeichen – nicht nur an die eigene Bevölkerung, sondern an ganz Europa. Es ist ein Appell an Menschlichkeit, Verantwortung und den respektvollen Umgang mit den Schwächsten in unserer Gesellschaft: den Tieren.
Der „italienische Weg“ zeigt, dass ein konsequenter Schutz von Haustieren möglich ist – wenn der Wille da ist. Bleibt zu hoffen, dass auch andere Länder diesen Weg einschlagen und der Sommerurlaub nicht länger zum Todesurteil für zehntausende Tiere wird.