Ein Blick in die Geschichte des Verzehrs von Hunden und was heute darĂŒber bekannt ist
Die Vorstellung, in Deutschland könnten Hunde einst auf dem Teller gelandet sein, wirkt fĂŒr viele Menschen heute geradezu schockierend. Der Gedanke an âRippchen vom Hundâ ruft Empörung, Ekel oder einfach nur Unglauben hervor. Doch was ist dran an solchen Berichten? Wurden Hunde in Deutschland wirklich gegessen? Und wenn ja: Wann, wo â und warum?
In diesem Artikel werfen wir einen fundierten Blick auf die historischen Fakten, gesetzliche Regelungen und gesellschaftliche HintergrĂŒnde zum Thema Hundefleisch in Deutschland.
đ Historischer RĂŒckblick: Ja, in Deutschland wurde tatsĂ€chlich Hundefleisch gegessen
Was heute kaum vorstellbar scheint, war bis ins 20. Jahrhundert hinein in bestimmten Regionen Deutschlands RealitĂ€t: Der Verzehr von Hundefleisch war â vor allem in Krisenzeiten â keine Seltenheit.
đ Offizielle Daten und Untersuchungen:
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Zwischen 1900 und 1985 wurden laut Angaben der BundestierÀrztekammer ca. 250.000 Hunde geschlachtet und von TierÀrzten fleischhygienisch untersucht.
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Im Jahr 1923 â zur Zeit der Hyperinflation und Hungersnot â wurden ĂŒber 18.000 Hunde fĂŒr den Verzehr registriert.
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Die letzte dokumentierte Schlachtung eines Hundes in Deutschland soll sich im Jahr 1988 in Augsburg ereignet haben â im Rahmen einer damaligen Ausnahmegenehmigung.
đ Quelle: BundestierĂ€rztekammer (Archivdokumentation zur Fleischuntersuchung), zitiert in diversen Fachartikeln und regionalen Presseberichten.
âïž Gesetzliche Lage: Seit wann ist Hundefleisch in Deutschland verboten?
Der Verzehr von Hundefleisch wurde in Deutschland erst 1986 offiziell gesetzlich verboten, im Zuge des Inkrafttretens des Tierschutzgesetzes (§ 22 TierSchG), das u.âŻa. Schlachtungen nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt.
Seitdem gilt:
Hunde und Katzen dĂŒrfen in Deutschland weder geschlachtet noch zum menschlichen Verzehr verwendet werden.
Zuvor war der Konsum zwar gesellschaftlich geĂ€chtet, aber rechtlich nicht explizit untersagt â besonders, wenn es sich um den Privatverzehr handelte.
đ Regionale Schwerpunkte â Chemnitz, Augsburg und Bayern
Obwohl es keine flÀchendeckende Kultur des Hundefleischverzehrs gab, lassen sich bestimmte regionale Schwerpunkte erkennen:
đ„ Chemnitz (ehemals Karl-Marx-Stadt):
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Hier wurde Hundefleisch noch bis in die 1980er-Jahre vereinzelt in Restaurants serviert â unter dem Begriff âBlockfleischâ oder âSpezialitĂ€ten aus Wild und Hausâ.
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Es gibt Zeitzeugenberichte, dass insbesondere zur Zeit der DDR wirtschaftlich schwÀchere Schichten zu dieser Alternative griffen.
đ Bayern:
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Zwar gibt es keine Nachweise ĂŒber Hundefleisch in der Gastronomie, jedoch Berichte ĂŒber privaten Verzehr â meist auf dem Land und im Kontext von Selbstversorgung.
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In Augsburg fand 1988 laut Angaben der bayerischen LandestierÀrztekammer die letzte registrierte Schlachtung statt.
đ Wieviel Hundefleisch wurde tatsĂ€chlich gegessen?
Eine hĂ€ufig zitierte SchĂ€tzung spricht von einem jĂ€hrlichen Konsum von etwa 380âŻg Hundefleisch pro Person â allerdings nicht deutschlandweit, sondern bezogen auf bestimmte Regionen in Hochzeiten des Verzehrs (z.âŻB. wĂ€hrend und nach den Weltkriegen).
Diese Zahl sollte nicht als bundesweiter Durchschnitt verstanden werden, sondern als ein Hinweis auf das vorĂŒbergehende AusmaĂ unter extremen Bedingungen.
đ§ Warum wurde Hundefleisch gegessen?
Hunde galten in manchen Zeiten weniger als Haustiere, sondern eher als Arbeitstiere oder Nahrungslieferanten â Ă€hnlich wie Kaninchen oder Schweine. GrĂŒnde fĂŒr den Verzehr waren meist:
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Armut und Not (z.âŻB. in Nachkriegszeiten, Inflation, Hungersnöte)
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Mangel an alternativen Proteinquellen
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Pragmatischer Umgang mit Tieren im lÀndlichen Raum
Die heutige emotionale Bindung an den Hund als âFamilienmitgliedâ war in vielen Teilen der Bevölkerung bis in die Nachkriegszeit hinein noch nicht verbreitet.
đ Heute: Verboten, geĂ€chtet â und aus ethischer Sicht untragbar
In der heutigen deutschen Gesellschaft ist der Verzehr von Hundefleisch vollstĂ€ndig tabuisiert und gesetzlich verboten. Hunde gelten rechtlich als Mitgeschöpfe mit Schutzanspruch (§ 1 Tierschutzgesetz) und genieĂen in weiten Teilen der Bevölkerung einen hohen emotionalen Stellenwert.
Das Thema wird meist nur noch in historischen Kontexten oder aus tierschutzpolitischen GrĂŒnden diskutiert, etwa im Vergleich mit der Fleischproduktion anderer Tiere (z.âŻB. Schwein, Huhn, Rind).
đ§Ÿ Quellen & weiterfĂŒhrende Literatur:
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BundestierĂ€rztekammer â RĂŒckblick auf 100 Jahre Fleischuntersuchung
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Bayerische LandestierÀrztekammer, Archivbericht 1988
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Spiegel-Artikel âHund auf der Karteâ (Archiv, 2004)
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TierSchG § 22: Verbot von Tötung zu Konsumzwecken
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Buch: âDer Hund in der Gesellschaftâ, Dr. Rolf Bialek, 2007
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Berichte des Stadtarchivs Chemnitz zur DDR-Gastronomiegeschichte
đ Fazit: Hundefleisch in Deutschland â ein abgeschlossenes Kapitel
Ja â es ist wahr: In Deutschland wurde ĂŒber Jahrzehnte hinweg in bestimmten Regionen tatsĂ€chlich Hundefleisch gegessen. Doch diese Praxis liegt lange zurĂŒck und war meist an extreme LebensumstĂ€nde gebunden. Heute ist sie gesellschaftlich inakzeptabel, moralisch nicht vertretbar und rechtlich verboten.
Die Geschichte zeigt, wie sehr sich unser Umgang mit Tieren im Laufe der Zeit verĂ€ndert hat â und wie wichtig es ist, Tierwohl auch in Zukunft konsequent zu schĂŒtzen, fĂŒr alle Tiere â nicht nur fĂŒr unsere liebsten Begleiter.